ScHMUCKKUNST
Die Preise der abgebildeten Schmuckstücke bewegen sich zwischen 360€ und 850€. Wenn Sie Interesse an einem meiner zeitgenössischen Schmuckkunstobjekte haben, kontaktieren Sie mich gerne, sodass wir nähere Details besprechen und ich für Sie ggf. den Kontakt zu einer meiner Galerien herstellen kann, in der Ihr präferiertes Schmuckstück momentan ausgestellt ist. Einige Objekte befinden sich in meinem persönlichen Besitz. Ich biete Interessenten an, ausgewählte Schmuckobjekte zur Ansicht zu versenden. Kontaktieren Sie mich gerne, ich freue mich von Ihnen zu hören.
Zeitgenössiche Schmuckkunst – eine erläuterung
(…) Das objektive und somit auch wesentliche Merkmal des Autorenschmucks ist die Freiheit seiner Erscheinungsform. Fernab von klassischen Materialien der Goldschmiedekunst besteht der Autorenschmuck aus Werkstoffen jeglicher Art, ganz nach Belieben des Autors. Die Möglichkeit des Experimentierens, die Selbstbestimmtheit, die Willkür und die Grenzüberschreitung sind signifikante Parameter für die Einordnung des Autorenschmucks in den Bereich der Kunst. Anything goes – alles ist möglich und nichts ist reglementiert. Dieser Gedanke kann soweit gesponnen werden, dass der Autor gar die Freiheit besitzt, seinem Schmuckstück das eigentliche Wesen als tragbares Objekt zu entziehen. Neben der gestalterischen Freiheit des Autors besteht ebenso die thematische Freiheit. Genau wie die Kunst kann das Schmuckstück zur gefühlsorientierten Verarbeitung eines bestimmten Sachverhaltes dienen, eine Botschaft enthalten, Ansichten und kritische Meinungen vermitteln, lehren und inspirieren oder aber lediglich für sich selbst stehen. Selbstreferenzialität oder kommunikative Intention obliegt somit dem Schöpfer als Künstler. Durch die gewonnene künstlerische Freiheit, die frei bestimmbare Material-, Farb- und Größenwahl des Schmuckobjekts sowie dessen Botschaft des Autors, zeichnet sich eine einzigartige Individualität in den Objekten ab (…).
Das oftmals große Volumen, das aufgrund von unkonventionellen Materialien und ungewöhnlichen Form- und Motivgebungen entsteht, bewirkt den Eindruck einer Plastik oder Skulptur anstatt eines Schmuckstücks. Diese dreidimensionalen, künstlerischen Gebilde, die grundlegend Teil der Kunst sind, werden bekanntlich als Objekte bezeichnet. Aufgrund des Volumens und des erhöhten Gewichts tendiert der Schmuck als Autorenschmuck tatsächlich in die Rolle eines Objekts zu schlüpfen und findet auch mit dieser Bezeichnung immer mehr Verwendung. Mit der Begrifflichkeit Objekt verlässt der Autorenschmuck nun seine eigentliche Basis als schmückendes Element und fungiert losgelöst vom Körper als künstlerische Kleinskulptur. Der Körper ist nun nicht mehr die Bedingung für die Erfüllung der Funktion des Schmucks. Die Bedingung für die Erfüllung der Funktion stellt beim Autorenschmuck nun der Betrachter dar. Statt cultural media für den Körper zu sein, der die personale und kollektive Identität des Trägers visuell kommuniziert, ist Autorenschmuck zwar cultural media, allerdings ganz anderer Art, da er nun als körperunabhängigen Kunstwerk verstehen werden kann, das seine Funktion in der Vitrine erfüllt. Die Vitrine ist ein weiteres wichtiges Element für die Einordnung des Autorenschmucks in den Bereich der Kunst, da der Schmuck durch das Vitrinenglas letztendlich zum körperunabhängigen Schauobjekt transformiert. (…)
Die Konstruktion dieser Barriere hat zu Folge, dass der potenzielle Träger letztendlich zu einem Betrachter wird. Die Vitrine trägt somit zur Funktionsverschiebung vom Schmuckstück zum Kunstobjekt ausdrücklich bei. Vor der Vitrine stehend, oder drum herum gehend, lässt sich der Betrachter auf das Schmuckstück ein, nimmt wahr und sucht, erforscht und entdeckt, versteht und wundert. Schon im Moment des Erblickens des Schmucks hat der Autorenschmuck seine Funktion vollends erfüllt. Das Objekt kann irritieren, zum Nachdenken und Hinterfragen anregen. Es baut sich eine Atmosphäre, ausgehend von der Vitrine, zwischen Schmuck und Betrachter auf. Im Moment der Wahrnehmung entsteht eine Sphäre, eine Stimmung, die die Sinne berührt und ein bestimmtes Gefühl im Betrachter auslöst. Der Betrachter erfährt ästhetisches Erleben. In dem Raum der ästhetischen Erfahrung, eröffnet sich ein Grundbedürfnis des Menschen: das Interpretieren. Ohne Aufforderung möchte der Mensch das Schauobjekt deuten, verstehen und dessen Sinn erfassen. Die Kunst, die selbst als Instrument des Verstehens und Interpretierens von Welt gilt, bietet von Grund auf eine interpretative Freiheit und der Autorenschmuck tut es ihr gleich. Genau wie die Absicht des Autors selbst, kann die Wirkung des Schmucks auf die jeweiligen Betrachter und dessen Interpretationen variieren. Wie es Teil des Charakters der Kunst ist, verweisen die individuellen Kunstwerke auch immer wieder auf ihren Autor, als Schöpfer der Freiheit der Gestaltung, zurück. Doch nicht nur das, denn der Schmuck existiert nie losgelöst von seinem Autor, sondern findet in den meisten Fällen in Kombination mit dem Namen seines Schöpfers Erwähnung. Ob in Galerien, Museen, Ausstellungen, Katalogen oder Zeitschriften, stets geht das Werk mit dem Namen des Autors einher. Die Schmuckstücke sind somit auf ihren Autor verweisende Kunstwerke, die wiederum als Unikate eine unverkennbare Handschrift des Schöpfers bergen und Wiedererkennungswert besitzen.
Festgehalten werden kann, dass der Autorenschmuck eine Schnittstelle von bildender Kunst und Goldschmiedehandwerk bildet und somit zu einem grenzenlosen gestalterischen Medium geworden ist. Losgelöst von Material- und Formvorstellungen sowie Symbolisierungsschemata, spielt der Körper als zentraler Verortungsgegenstand keine relevante Rolle mehr. Die Erregbarkeit der Seele, des Fühlens und Empfindens, der Urteilskraft und des Denkens in Produktion und Rezeption sind fortan seine Ziele. Das Schmuckobjekt wird zum Kunstobjekt (…).
Auszug aus: Jil Köhn: “Die Divergenz von Kunst und Design – Eine Untersuchung zum Verhältnis von Autorenschmuck und Schmuckdesign” Praxisstudie im Rahmen des Studiums Bachelor of Arts Metallgestaltung, B.A., HAWK Hildesheim (unveröffentlicht), 2016